Mensuralnotation

Mensuralnotation
Men|su|ral|no|ta|ti|on 〈f. 20; unz.; Mus.; bis 1600〉 auf die Modalnotation folgende Notenschrift, in der die Dauer der Töne (gemäß ihrer Mensur) genau festgelegt ist, unabhängig vom Metrum des Textes, abgelöst durch unsere heutige einheitl. Notation

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Men|su|ral|no|ta|ti|on, die <o. Pl.>:
im 13. Jh. entwickelte Notenschrift, die im Gegensatz zur älteren Notenschrift auch die Tondauer mit rhythmisch differenzierten Noten- u. Pausenzeichen angibt.

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Mensuralnotation,
 
aus der Modalnotation hervorgegangene Notenschrift des 13.-16. Jahrhunderts, die durch Anwendung verschiedener gestalteter Notenzeichen das Verhältnis der Tondauer untereinander (Cantus mensurabilis) ausdrückte, im Unterschied zur älteren Choralnotation, die den Zeitwert der Noten nicht angibt. Die ältere Mensuralnotation (Ars antiqua) kannte nur folgende Werte: Maxima oder Duplex Longa, Longa, Brevis und Semibrevis. Um 1300 kamen Minima und Semiminima hinzu. Für jeden Notenwert gab es ein entsprechendes Pausenzeichen. Gegen 1450 wurden für die größeren Werte aus schreibtechnischen Gründen hohle Notenköpfe (»weiße Notation«) anstelle der schwarzen üblich. Die Rundung des Notenumrisses begann vereinzelt im 15. Jahrhundert.
 
Bezeichnend für die Mensuralnotation ist die häufige Zusammenfassung mehrerer Noten zu einer Ligatur, deren Lesung besonderen Regeln unterlag. Ursprünglich war jeder Notenwert dreiteilig, d. h. einer Longa waren drei Breves zugeordnet, einer Brevis drei Semibreves usw. (Mensura perfecta, das vollkommene Maßverhältnis, Perfektion); nach 1300 (Ars nova) trat die Zweiteilung (Mensura imperfecta, Imperfektion) hinzu. Das absolute Zeitmaß (integer valor) war dem menschlichen Herzschlag entsprechend mit etwa 76 Schlägen in der Minute festgelegt und bis ins 14. Jahrhundert an die Brevis geknüpft, verschob sich aber im Lauf der Zeit zur Minima (16. Jahrhundert) und Semiminima (17. Jahrhundert). Vorläufer der späteren Taktvorzeichnung sind die in der jüngeren Mensuralnotation häufig anzutreffenden Mensurzeichen, z. B. der Kreis für dreiteilige, der Halbkreis für zweiteilige Wertunterteilung der Brevis (tempus perfectum - tempus imperfectum). Beschleunigung oder Verlangsamung der Bewegung wurde durch eine Verhältniszahl (Proportion) neben dem Mensurzeichen gefordert. Durchstrichene Mensurzeichen bedeutet Wertminderung der Noten um die Hälfte (tempus diminutum). Rhythmische Besonderheiten wurden oft durch Färbung der Noten angedeutet. Die einzelnen Stimmen einer Komposition wurden in der Regel gesondert (gegenüberliegend) oder in besonderen Stimmbüchern aufgezeichnet; manche Handschriften sind mit kostbarer Buchmalerei (z. B. Münchener Prachtkodex der Werke O. di Lassos) ausgestattet.
 
 
J. Wolf: Gesch. der M. von 1250-1460, 3 Tle. (1904, Nachdr. 1965);
 H. Bellermann: Die Mensuralnoten u. Taktzeichen des 15. u. 16. Jh. (41963);
 W. Appel: Die Notation der polyphonen Musik, 900-1600 (a. d. Engl., 31982).

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Men|su|ral|no|ta|ti|on, die <o. Pl.>: im 13. Jh. entwickelte Notenschrift, die im Gegensatz zur älteren Notenschrift auch die Tondauer mit rhythmisch differenzierten Noten- u. Pausenzeichen angibt.

Universal-Lexikon. 2012.

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